VERKEHRSCHAOS: STAU IM OBERAUER TUNNEL SORGT FüR AUFREGUNG

Verkehrschaos im Tunnel Oberau

Verkehrschaos: Stau im Oberauer Tunnel sorgt für Aufregung

Ein Vorfall im Tunnel Oberau sorgt im Nachgang für Ärger: Zahlreiche Fahrzeuge stehen mehr als 20 Minuten in der Röhre im Stau.

Die Farchanter trauten mal wieder ihren Augen nicht: Eine Blechkarawane schlängelte sich durch den Ort. Auf allen Navigationsgeräten gab es eine vorherrschende Farbe: Rot. Die bedeutet: Stau, nichts geht mehr! Alles stand in Richtung Süden. Vom Partenkirchner Kreisel weg zurück durch Farchant, über Oberau hinaus bis auf die Autobahn. Das war vergangenen Donnerstag. In der Kernzeit zwischen 7 und 9 Uhr. Der Morgen brachte viele Pendler in Rage. Und sorgte auch für ein ungutes Novum: Stau im Oberauer Tunnel. Bis zu 30 Minuten standen laut Augenzeugen dort Pkw einige hundert Meter in die Weströhre hinein. Ein Problem, das eigentlich nicht auftreten sollte. „Dafür haben wir das Mittel der Blockabfertigung“, sagt Lukas Schulte, beim Staatlichen Bauamt für den Tunnelbetrieb und die Technik verantwortlich. Nur wurde die wohl zu spät aktiviert. Denn: „Tunnel sollten generell staufrei bleiben.“

Wichtig für Schulte vorneweg: „Das war wirklich eine Ausnahmesituation und ist nicht die Regel.“ Die Aussage darf man sogar in zweierlei Hinsicht deuten: Zu einem geschieht es sehr selten, dass es in einem der heimischen Tunnel zum Stau kommt. Zum anderen bezog es der Abteilungsleiter auf die Umstände an diesem 18. Juli. Denn die Baufirma schaffte es nicht rechtzeitig, den Farchanter Tunnel zu räumen, um die Weströhre nach vielen Wochen der Schließung wieder für den Verkehr freizugeben. „Das war für 5 Uhr morgens geplant, klappte dann aber erst gegen 9.30 Uhr“, erinnert Schulte. „Normalerweise bauen wir einen Puffer ein, der war aber schon aufgebraucht.“ Somit stand gar keine Tunnelspur in Richtung Süden zur Verfügung, alle Fahrzeuge mussten bei Farchant ausgeleitet und durch den Ort geführt werden. Da zusätzlich die Anfahrt von Garmisch über Burgrain derzeit noch nicht möglich ist, rollte alles auf den Partenkirchner Kreisel zu, der als großer Pfropfen wirkte.

Bauwerke werden von einer Münchner Firma überwacht

Grundsätzlich werden die Bauwerke in der Region – es folgen ja noch der Kramer-, Auerberg- und der Wanktunnel – von der Betriebszentrale der Autobahn GmbH in München Freimann überwacht. „Ein Operator hat drei Tunnel im Auge“, erklärt Schulte. Im Loisachtal liegen natürlich Farchant und Oberau bei demselben Mitarbeiter. Das Problem allerdings: „Der Oberauer Tunnel weiß nicht, was der Farchanter macht.“ Im Klartext: Es muss immer noch der Mensch die Verkehrslage überwachen, es meldet nicht der Tunnel Farchant automatisch, wenn dort Stau ist, dass auch der Oberauer schließen müsste. „Für die Steuerung gibt es noch keine Künstliche Intelligenz.“ Eine weitere Schwierigkeit liegt darin, dass zwar die Röhren und deren Portale videoüberwacht sind, nicht aber die Strecke dazwischen. Das sind im vorliegenden Fall zirka drei Kilometer. „Dazu schleift südlich von Oberau noch einiges an Verkehr ein – aus Oberaus selbst sowie aus dem Ammertal.“

Bei Farchant ging nichts mehr

An jenem Donnerstag war das alles zu viel. Bei Farchant ging nichts mehr. Und die Fahrzeuge stauten sich immer schneller zurück. „Und vor allem gab es überhaupt keinen Abfluss mehr.“ Dass sich zu Beginn einer Blockabfertigung noch einige Pkw in den Tunneln befinden, sei normal. „Nur fließt der Verkehr im Normalfall ja sehr langsam weiter, der Tunnel leer sich schnell“, betont Schulte. Das war an diesem Morgen nicht der Fall – und für das Überwachungspersonal im Münchner Norden nicht schnell genug über die Kameras zu erkennen. „Wenn man das sehen hätte können, hätte man die Ampel sicher früher auf Rot geschaltet.“

Ein Augenzeuge, der selbst mehr als 20 Minuten im Tunnel mit seinem Pkw stand, aber anonym bleiben möchte, bemängelt vor allem die Informationspolitik in dieser Situation. „Es gab keine Durchsage, nichts. Niemand wusste, was los war.“ Der Berufspendler, der im Isartal arbeitet, hing rund 200 Meter vor dem Tunnelausgang fest. „Ich konnte schon Licht sehen“, sagt er und lacht. Er will aber nicht dran denken, wie es Menschen ergangen wäre, die unter Klaustrophobie leiden. Generell beobachtete er große Unsicherheit bei den Verkehrsteilnehmern. „Einige sind ausgestiegen, um zu schauen, was los ist.“ Er versteht nicht, warum über die Lautsprecher im Tunnel keine Information erfolgt ist. „Man würde gerne wissen, ob man 15 Minuten oder eine Stunde dort steht.“

Der Oberauer Tunnel weiß nicht, was der Farchanter macht. Für die Steuerung gibt es noch keine Künstliche Intelligenz.

Lukas Schulte, Experte beim Staatlichen Bauamt.

Eine Anregung, die Schulte gerne in die nächsten Gesprächsrunden mitnimmt. Der Tunnel-Experte vom Bauamt betont, dass nur im Notfall wie einem Brand Durchsagen vorgesehen sind. „Das geht dann auch über das Radio in den Autos.“ Warum in den Notfallplänen nur sehr dezent mit direkten Ansprachen im Tunnel gearbeitet wird, erklärt Schulte mit der außergewöhnlichen Situation und Umgebung, in der sich Menschen befinden. „Wir wollen da keine zusätzliche Panik auslösen, denn es ist schon ein komisches Gefühl, in einem Tunnel zu stehen.“ Genau deshalb soll es auch im Normalfall nicht vorkommen. Im Staatlichen Bauamt in Weilheim nimmt man den Vorfall nicht auf die leichte Schulter. „Wir schauen uns das genau an, damit es nicht mehr vorkommt“, verspricht Schulte. Eine Garantie gibt es freilich nicht. Und Stau im Loisachtal auch noch genug.

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