RICARDA LANG KRITISIERT PARTEIFREUNDE UND SPD FüR HäME GEGEN FRIEDRICH MERZ

Die Grünen dürften nicht so tun, als seien sie am Erstarken der AfD unbeteiligt, findet die ehemalige Vorsitzende Ricarda Lang. Die Kritik an Friedrich Merz aus Teilen ihrer Partei und der SPD nennt sie »befremdlich«.

Die Bundestagsabgeordnete und frühere Grünenchefin Ricarda Lang zeigt sich nach der heftigen Kritik an Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz und dessen Duldung von AfD-Unterstützung im Bundestag verwundert über ihre eigene Partei. Zwar habe Merz »große Fehler im Umgang mit den Rechtsextremen gemacht« und auch sie selbst habe dafür »harte Worte« gefunden, schrieb Lang auf X. »Aber dieses fast hämische ›wollte er nicht die AfD halbieren höhöhö‹ von manchen aus meiner Partei und der SPD finde ich ziemlich befremdlich.«

DER SPIEGEL fasst die wichtigsten News des Tages für Sie zusammen: Was heute wirklich wichtig war - und was es bedeutet. Ihr tägliches Newsletter-Update um 18 Uhr. Jetzt kostenfrei abonnieren.

Sie nahm dabei auch die eigene Partei in die Pflicht. »Man kann nicht in Regierungsverantwortung sein während sich die AfD verdoppelt und dann so tun, als ob dafür alleine die Opposition verantwortlich wäre.«

Die selbstkritischen und zugleich konzilianten Töne Richtung Union können als Versuch der Grünen verstanden werden, die Zerwürfnisse zwischen den Parteien nach der historischen Abstimmung im Bundestag wieder zu kitten.

Zuletzt hatte bereits Grünenkanzlerkandidat Robert Habeck gesagt, ein Regierungsbündnis mit der Union sei weiter möglich, sofern Merz öffentlich eingestehe, dass sein gemeinsames Abstimmen mit der AfD ein Fehler gewesen sei. Man tue der AfD einen Gefallen, wenn die demokratischen Parteien eine Zusammenarbeit von vornherein ausschließen würden, sagte Habeck in einem WDR-Podcast.

Habeck schlug damit andere Töne an als die Jugendorganisation Grüne Jugend. Diese hatte bereits am vergangenen Mittwoch eine Absage ihrer Partei an eine Koalition mit Merz gefordert.

Hintergrund der Annäherungen dürfte auch sein, dass eine Koalition aus Union und Grünen oder eine Große Koalition aus Union und SPD nach der Wahl am 23. Februar die einzig möglichen Mehrheitsoptionen ohne Beteiligung der AfD sein könnten. Eine solche Koalition hatte Unionskanzlerkandidat Merz jedoch kategorisch ausgeschlossen und im Januar auch sein Amt als CDU-Vorsitzender daran geknüpft.

In den Reihen der Jusos gibt es derweil offenbar Forderungen, ein Bündnis der SPD mit dem Unionskanzlerkandidaten Merz auszuschließen. »Ich bekomme jeden Tag Dutzende Nachrichten von Jusos und aus anderen Teilen der Partei, die mir sagen, dass eine Koalition mit der Union unter Merz ausgeschlossen sein muss«, sagte Juso-Chef Philipp Türmer dem SPIEGEL. Der Vorsitzende der SPD-Nachwuchsorganisation macht sich die Forderung von Teilen der Basis bislang nicht zu eigen.

2025-02-04T14:29:58Z