Putin will taktische Atomwaffen im Nachbarland Belarus stationieren. Ein Kreml-Propagandist meint, ohne Atombomben gäbe es Russland gar nicht mehr.
Moskau - Der russische Propagandist und Fernseh- und Radiomoderator Sergej Mardan meint: Sein Land würde ohne Atombomben nicht mehr existieren. „Unsere Vorfahren haben sich um uns gekümmert, sie haben uns nicht ohne Atombombe zurückgelassen. Und wenn sie das getan hätten, gäbe es die Russische Föderation nicht, es gäbe sie nicht“, erklärte er in einem Beitrag in Russlands Staatsfernsehen. Das sei weder gut noch schlecht, sondern „eine Gegebenheit“, so Mardan. „Das ist eine Tatsache“, sagte er. „Was bedeutet diese Tatsache? Diese Tatsache legt nahe, dass die vergangenen 20 Jahre anders hätten verbracht werden müssen.“
Russland hätte nach Mardans Einschätzung in der Vergangenheit mehr Waffen produzieren müssen: „Wir hätten mehr Kampfflugzeuge, Panzer und Artilleriesysteme herstellen sollen, natürlich, und zwar mehrfach. Aber wie Sie wissen, lehrt die Geschichte niemanden etwas und wir auch nicht.“ Der Berater des ukrainischen Innenministers, Anton Geraschtschenko, hat den Fernsehausschnitt auf Twitter geteilt und ihn mit den Worten kommentiert: „Was glauben Sie, was Russland ausmacht? Was sichert seine Existenz und Integrität? - eine Atombombe, sagt Propagandist Mardan und dankt den Vorfahren. Übrigens ist es tatsächlich interessant, Russland und seine Zukunft ohne die Atombombe zu betrachten.“
Erst im Februar hatte Mardan Nordkorea dafür gelobt, die USA mit Atomwaffen bedroht zu haben. Er sagte mit Blick auf Machthaber Kim Jong-un: „Sie haben sich alle umgedreht und wussten, dass er nicht lügt - dass er sie wirklich mit einer Atombombe umhauen würde.... Man darf überhaupt nicht herumalbern.“ Weiter führte er aus: „Und die Sache ist die, dass die meisten in unserem Land genau so denken. Sie stimmen diesem Ansatz zu und sind nicht bereit, irgendwelche Kompromisse einzugehen“.
Die Äußerungen Mardans sind eingebettet in die jüngste Ankündigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, im Nachbarland Belarus taktische Atomwaffen zu stationieren. Damit rückt Russland mit seinen Atombombenbasen näher an den Westen. Laut Putin ist das Folge einer Abmachung zwischen seiner und der belarussischen Regierung in Minsk. Am 1. Juli sollen in Belarus Lager fertiggestellt werden, danach stationiere Russland dort Atomwaffen.
Sein Entschluss sei auch eine Reaktion auf die Entscheidung des Vereinigten Königreichs, der Ukraine panzerbrechende Munition mit abgereichertem Uran zu liefern, ließ Putin am Samstag (25. März) verlauten. Er sagte, Russland folge dem Beispiel der USA, die „seit langem ihre taktischen Atomwaffen auf dem Territorium ihrer Verbündeten stationieren“.
In der Ukraine wurde der Schritt des russischen Präsidenten aufs Schärfste verurteilt. So schrieb ein hochrangiger Sicherheitsberater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf Twitter, Belarus sei von Moskau als „Geisel“ genommen worden. Putins Vorgehen sei „ein Schritt zur internen Destabilisierung des Landes“, sagte Oleksij Danilow am Sonntag. Weiter führte er aus, es maximiere das, was er als „negative Wahrnehmung und öffentliche Ablehnung“ Russlands und Putins in der belarussischen Gesellschaft bezeichnete. Der Kreml habe „Belarus als nukleare Geisel genommen“, fügte er hinzu.
Die USA und Deutschland hingegen ließen sich von der Entscheidung nicht beunruhigen. Die Nato sei darauf „längst eingestellt“, sagte beispielsweise der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter dem RND. Anton Hofreiter (Grüne) erklärte: „Nukleare Drohungen gehören seit Beginn des russischen Angriffskriegs zum Repertoire des Kreml.“ Auch US-Experten sehen keine gesteigerte Gefahr eines Atomkriegs. Putin sei ein „risikoscheuer Akteur, der wiederholt mit dem Einsatz von Atomwaffen droht, ohne Absicht, das auch durchzuziehen“, heißt es in einer Analyse des US-amerikanischen Instituts für Kriegsstudien, ISW.
In den beiden Staaten ist man sich also einig: Putin setzt auf Abschreckung und Angst, um die Unterstützung für die Ukraine zu untergraben. (ale)
2023-03-27T10:48:35Z dg43tfdfdgfd