Das Zentralkomitee der Katholiken hat die Union für ihren Migrationskurs kritisiert. Der früheren CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer gehen die Äußerungen offenbar zu weit – zum Bedauern der ZdK-Präsidentin.
Die frühere CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer hat ihre Mitarbeit im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) beendet, weil sie mit der Kritik am Migrationskurs der Union nicht einverstanden ist. Dies bestätigte das ZdK in Berlin. Präsidentin Irme Stetter-Karp drückte ihr Bedauern aus. Zuerst hatte die Katholische Nachrichten-Agentur berichtet.
»Ich schätze Frau Kramp-Karrenbauers Wirken im ZdK, ihre nachhaltige und auf Ausgleich angelegte Arbeit sehr«, erklärte Stetter-Karp. »Deshalb bedaure ich, dass eine Verständigung in der Frage des Umgangs mit dem, was am Mittwoch und Freitag der vergangenen Woche den Bundestag bewegte, nicht mehr möglich war.« Kramp-Karrenbauer sei von allen Funktionen und Ämtern im ZdK zurückgetreten und gehöre dem ZdK nicht mehr an. Das sei ein Verlust, der sie schmerze.
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Das ZdK hatte vergangene Woche das sogenannte Zustrombegrenzungsgesetz der Union scharf kritisiert. Dieses »überschreitet Grenzen der politischen Kultur und löst zugleich keine Probleme«, hieß es in einer Mitteilung. Der Gesetzentwurf sei »eine einzige Anti-Integrationskampagne«. Das Gesetz scheiterte letztlich im Bundestag, obwohl die allermeisten Unionsabgeordneten mit der AfD zusammen dafür stimmten.
Das ZdK ist die Vertretung der katholischen Laien. Auch von Vertretern der beiden großen christlichen Kirchen kam ungewöhnlich scharfe Kritik am Vorgehen des Unionskanzlerkandidaten Friedrich Merz, Beschlüsse im Bundestag mithilfe der AfD zu ermöglichen.
Kramp-Karrenbauer hatte im Februar 2020 auf eine Kanzlerkandidatur 2021 verzichtet und ihren Rücktritt als Parteichefin angekündigt. Den Posten hatte sie seit Ende 2018 inne. Der Rücktritt kam auch als Konsequenz aus der Regierungskrise in Thüringen: Dort war der FDP-Politiker Thomas Kemmerich mit den Stimmen seiner Partei, von CDU und AfD zum Regierungschef gewählt worden. Sie war im Laufe ihrer politischen Karriere viele Jahre Ministerin und Ministerpräsidentin des Saarlandes, dann CDU-Bundesvorsitzende und Verteidigungsministerin – bis sie Ende 2021 aus der Berufspolitik ausschied.
In einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa hatte sich Kramp-Karrenbauer zuvor auch über ihren Ausstieg aus der aktiven Berufspolitik geäußert. Nach dem Schnitt sei sie »sehr schnell« in der neuen Realität angekommen, sagt die 62-Jährige. »Es kommt mir manchmal surreal vor, dass ich so lange dabei war. Und ich staune darüber, was in der Zeit alles so passiert ist.«
Nun genieße sie es, mit dem Ehemann frühstücken zu gehen oder längere Fahrten mit dem Wohnmobil durch Deutschland und Nordeuropa zu machen, sagte Kramp-Karrenbauer. »Ich schätze den Zugewinn an Lebensqualität: Ich genieße mein Privatleben und bin glücklich.«
2025-02-04T14:29:59Z