BISTUM GöRLITZ: UMSTRITTENER PRIESTER IN WITTICHENAU GESTORBEN

Weihnachten löste Pater Joachim Wernersbach mit seinen Äußerungen über Homosexualität eine heftige Debatte aus. Sie brachte auch den Görlitzer Bischof Ipolt ins Schlingern. Jetzt ist der Benediktiner gestorben.

Am letzten Weihnachtsfest sorgte der Benediktiner-Mönch Joachim Wernersbach mit seiner Predigt in Wittichenau für Schlagzeilen, weil er Homosexualität mit der schönen Ordnung Gottes nicht vereinbar hielt. Jetzt ist der Pater verstorben. Das teilt das Bistum Görlitz mit.

Joachim Wernersbach sei nach kurzer schwerer Krankheit am vergangenen Mittwoch in Wittichenau gestorben, am Vorabend von Fronleichnam - einem der wichtigsten Feste im Jahr in der katholischen Kirche. Er wurde 68 Jahre alt.

Wernersbach war 1955 in Worms geboren worden. Ins Kloster kam er über Umwegen, auch wenn er Theologie studiert hat. Doch leitete er zunächst ein mittelständisches Unternehmen, ehe er 2010 in das Benediktinerkloster Tholey im Saarland eintrat. 2015 legte er das ewige Gelübde als Mönch ab, zwei Jahre später wurde Wernersbach zum Priester geweiht. Seit Juli 2021 war er als Aushilfs-Seelsorger in Wittichenau im Einsatz.

In der Weihnachtspredigt hatte Pater Joachim Wernersbach Begriffe wie Gender, LGBTQ oder Diversität als "seltsame moderne Strömungen" bezeichnet. Sie stünden nicht im Einklang und in Harmonie mit der unvorstellbar schönen göttlichen Ordnung. Die Begriffe seien "absolut befremdlich". Es fehle ihnen "an Schönheit, an Stimmigkeit und an Natürlichkeit".

Das hatte in der Gesellschaft Kritik hervorgerufen und das Bild der weltfremden katholischen Kirche bestärkt. Doch auch innerhalb der Kirche bliebt die Predigt umstritten. Die Heimatabtei in Tholey hatte sich von der Predigt ihres Mitbruders distanziert. Sie diskriminiere in vielfacher Hinsicht große Teile der Gesellschaft, etwa im Bild der Frauen, im Verständnis von Familie und auch gegenüber den queeren Mitmenschen sowie der LGBT-Gemeinde, hieß es in einer Stellungnahme der Abtei. Abt Mauritius Choriol untersagte Wernersbach für den Bereich Tholey jede pastorale Tätigkeit.

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So weit ging der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt nicht. Zunächst erklärte sein Pressesprecher in seinem Namen, ausgelebte Homosexualität sei ein falsches Verhalten. Davon rückte Ipolt ab. Er machte deutlich, dass er die Worte des Mönches in der Weihnachtspredigt als deplatziert empfand und warb schließlich auch für einen wertschätzenderen Umgang mit Homosexuellen in der Kirche. Trotzdem blieb der Mönch im Amt, seine Aushilfe sollte wie von Anfang an geplant 2024 enden.

Wernersbach selbst zeigte sich in einem Interview mit der katholischen Internetseite kath.net überrascht von der Wirkung seiner Predigt. Er machte darin die Medien dafür verantwortlich. Sie hätten eine Kampagne losgetreten und seine Äußerungen aus dem Zusammenhang gerissen. Zugleich räumte er ein, dass er schon immer "Bedenken hinsichtlich einiger moderner Strömungen" hege. Zum Umgang mit Homosexualität erklärte er: "Die Kunst ist es ja, zwischen Sünde und Sünder zu unterscheiden". Auf die Predigt habe er viel Zustimmung geerntet.

Die Situation in der katholischen Pfarrgemeinde Wittichenau, die eine der größten und wichtigsten im ganzen Bistum Görlitz ist, war auch deshalb besonders schwierig nach der Predigt, weil der Hauptpfarrer nach einem Schlaganfall in der Rehabilitation war und überhaupt nicht reagieren konnte. Mittlerweile hat Wolfgang Kresak auf sein Pfarramt verzichtet, Bischof Wolfgang Ipolt muss das Amt demnächst neu vergeben.

2023-06-10T09:58:36Z dg43tfdfdgfd