ESKALATION UM BAHNHOF-BISTRO: RäUMUNGSKLAGE UND DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE

An Starnberger Promenade

Eskalation um Bahnhof-Bistro: Räumungsklage und Dienstaufsichtsbeschwerde

Die Fronten zwischen der Stadt und Pächter Paul Puppe sind verhärtet, was die Zukunft des Bistro am Bahnhof See betrifft. Vizebürgermeisterin Angelika Kammerl kündigt eine Räumungsklage an. Puppe wiederum hat Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Kammerl eingereicht, weil er sich durch Äußerungen von ihr verunglimpft fühlt.

Starnberg – Die Stadt Starnberg strengt eine Räumungsklage gegen den Pächter des Bistro am Bahnhof See, Paul Puppe, an. Das erklärte Vizebürgermeisterin Angelika Kammerl am Freitag auf Anfrage des Starnberger Merkur. Damit erreicht die Auseinandersetzung um die Zukunft des Bistro eine neue Stufe der Eskalation.

Wie berichtet, möchte die Stadt die Fläche gleich an der Treppe zur Bahnhofsunterführung umgestalten – anstelle des Bistros ist die Pflanzung von rund einem halben Dutzend Bäumen geplant. Es soll das erste sichtbare Zeichen sein, dass sich nach der Einigung zwischen Stadt und der Deutschen Bahn in Sachen Seeanbindung etwas verändert. „Wir wollen am Bahnhof ein bisschen aufräumen“, sagt Kammerl dazu und nennt dabei auch die geplante Umgestaltung der Loggia des historischen Bahnhofsgebäudes nach Plänen der Starnberger Architekten Marco Goetz und Walter Waldrauch.

Die Fläche für das Bistro hat der ehemalige und langjährige Bahnhofsbuchhändler Paul Puppe vor rund zwanzig Jahren von der Stadt gepachtet. Das darauf befindliche Bistro hat er als Eigentümer an einen Gastronomen vermietet. Der Vertrag mit Puppe sei zum 30. September 2022 fristgerecht gekündigt worden, gibt Kammerl die Position der Stadt wieder. Der Haupt- und Finanzausschuss habe bereits am 25. April 2022 beschlossen, dass die Kündigung des Pachtverhältnisses aufrechterhalten werde. So steht es auch im Protokoll dieser Sitzung. Puppe will in der Zwischenzeit Informationen darüber haben, dass der Ausschuss seinerzeit von Kammerl lediglich informiert worden sei. Aufklärung darüber erhofft er sich von Bürgermeister Patrick Janik.

Stadt Starnberg will optische Veränderung am Bahnhof See

Auf Bitte des Gastronomen sei die Frist bis zum 31. Mai 2023 verlängert worden, sagt Kammerl weiter. Weil Puppe diese Kündigung nicht akzeptiere, sei die städtische Liegenschaftsverwaltung nun damit beauftragt, unter Hinzuziehung eines Anwalts eine Räumungsklage einzureichen. Sie könne zwar nachvollziehen, dass Puppe über die Kündigung nicht erfreut sei, sagt sie. Aber die Stadt wolle in dem Bereich des Bahnhofs eine optische Veränderung erreichen.

Puppe ist nicht nur enttäuscht, sondern sieht die Kündigung als nicht rechtens an. „Die Räumung und den Abriss des Gebäudes sehe ich nach wie vor nur im Zusammenhang mit der unmittelbaren Seeanbindung“, sagt er. Und deren Realisierung sei aufgrund der bislang ungeklärten Finanzierung nach wie vor völlig offen. „Sollte das bis Ende des Jahres geklärt sein, werde ich das Bistro selbstverständlich schließen“, betont der mittlerweile 81-Jährige. Zum jetzigen Zeitpunkt aber eine Kündigung durchziehen zu wollen, sei „Aktionismus und eine unsoziale Willkür-Maßnahme“. Zudem werde der Familie des Gastronomen die Existenz entzogen.

Bistro-Eigentümer fühlt sich von Vizebürgermeisterin diffamiert

Was Puppe jenseits aller Juristerei trifft, ist der Umgang der Stadt mit ihm als Person. Rund eine Million Mark habe er seinerzeit in das Bahnhofsgebäude und die Buchhandlung investiert – eine Entwicklung, von der die Stadt durch Pachtzahlungen bis heute profitiere, sagt er. Auch der Seeanbindung stehe er positiv gegenüber. Dennoch habe sich Angelika Kammerl öffentlich „teilweise unwahr, beleidigend und ehrverletzend“ über ihn geäußert. So schreibt es Puppe in einer Dienstaufsichtsbeschwerde über die Vizebürgermeisterin, die er am 25. Mai dieses Jahres an Patrick Janik geschickt hat. Dass Kammerl das Bistro als „Bude“ bezeichne, sei „ehrverletzend für mich als Eigentümer und den Betreiber, der Mieter von mir ist“. Dass der Bauhof den Abriss vornehme, „empfinde ich als massive Bedrohung“. Und dass er seinen Mieter nicht über die Kündigung informiert habe, sei unwahr. Insgesamt umfasst Puppes Schreiben acht Kritikpunkte. Es endet mit: „Das Ziel von Frau Bürgermeisterin Kammerl, mich in der Öffentlichkeit zwecks Durchsetzung der im Moment unnötigen Maßnahme zu diffamieren, werde ich nicht akzeptieren.“

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