Flugtaxis gelten international als zukunftsweisend. In Deutschland jedoch kämpfen alle drei Entwickler mit großen Problemen. Bei einem wurden Mitarbeiter trotz Zusage neuer Investorengelder im Januar offenbar nicht bezahlt. Ein anderer will sein Projekt wohl komplett einfrieren.
Aus China und den USA kommen oft Berichte über Erfolge bei den elektrischen Senkrechtstartern, die meist als Flugtaxi bezeichnet werden. In Deutschland hingegen vergrößert sich das Dilemma in diesem Zukunftsmarkt.
Beim kriselnden deutschen Anbieter Lilium wurden trotz der Ankündigung neuer Investorengelder nach der Insolvenz die Januar-Gehälter bisher nicht bezahlt, heißt es in sozialen Netzwerken. Zudem verzögert sich die Eigentumsübernahme der werthaltigen Lilium-Aktivitäten.
Vor wenigen Tagen gab außerdem Europas größter Luftfahrtkonzern Airbus an, dass er die Arbeiten an seinem Flugtaxi-Modell CityAirbus NextGen wohl Ende des Jahres einfrieren werde. Vor allem die Batterietechnologie bereite Sorgen.
Somit haben alle drei in Deutschland beheimateten Flugtaxi-Entwickler Airbus, Lilium und Volocopter mit technischen oder finanziellen Problemen zu kämpfen. Dahinter stehen zwar unterschiedliche Konzepte und Geschäftsmodelle, aber eines haben sie gemeinsam: Die ursprünglichen Vorhersagen werden nicht eingehalten. Auf die frühere Euphorie folgen Ernüchterung und Überlebenskämpfe.
Ein kurzer Rückblick: Lilium meldete im Oktober 2024 Insolvenz an, weil staatliche Bürgschaften nicht zustande kamen. Die bisherigen Investoren hatten 1,5 Milliarden Euro in das Vorhaben eines E-Senkrechtstarter-Regionalfliegers gesteckt und riefen den Staat um Unterstützung. Kurz vor Weihnachten kam zwar die erlösende Botschaft über neue Investorengelder aus Europa und den USA. Sie würden mindestens 200 Millionen Euro einzahlen, hieß es. Das ist offensichtlich bisher nicht erfolgt.
Am 20. Januar sollte das Eigentum aus der Insolvenz übertragen werden. Auch dieser Termin verstrich ohne Vollzug. Lilium will sich auf Anfrage dazu nicht äußern. In sozialen Netzwerken ist dennoch von Fortschritten bei der Übernahme die Rede.
Keine neuen Details gibt es bei der Pleite von Volocopter aus Baden-Württemberg. Nach der Insolvenzanmeldung soll bis Ende Februar ein rettender Investor gefunden werden.
Doch nicht nur Start-ups haben Probleme. Beim Flugtaxi-Projekt von Airbus besteht zwar keine Insolvenz-Gefahr, aber die Details der jüngst angekündigten Projekt-Pause sind bemerkenswert.
Das Modell CityAirbus ist bereits das dritte Flugtaxi-Konzept von Airbus. Der unbemannte Erstflug war im November 2024.
Vor zehn Jahren wurde bereits ein erstes Modell (Vahana) in den USA erprobt. 2019 stellte Airbus auf dem Rathausplatz in Ingolstadt dann eine erste Version eines CityAirbus vor.
Schließlich wurde im Frühjahr 2024 das Modell CityAirbus NextGen präsentiert, für drei Passagiere plus Pilot. Die Batterien für das rund 2,2 Tonnen schwere Modell liefert die Luft- und Raumfahrtsparte von Airbus aus Südfrankreich.
Nun erklärte der Chef der Airbus-Helicopter-Sparte, Bruno Even, dass einige Systeme bisher nicht die technologische Reife hätten, um das Programm in Serie fortzuführen. Vor allem die Batterien seien bis jetzt nicht leistungsfähig, für die 100 Kilometer Reichweite des Modells.
Dabei hatte Airbus am Standort Donauwörth bereits große Flugtaxi-Pläne mit einem neu errichteten Test-Center angekündigt. In der Branche wird gemunkelt, dass Airbus erst noch die Gelder aus staatlichen Fördertöpfen ausschöpft, um dann die Projekt-Pause einzulegen.
Allein aus Bayern erhält Airbus und weitere Partner aus Industrie und Wissenschaft zwischen 2022 und 2025 bis zu 29 Millionen Euro Förderung aus einer Hightech-Agenda. Vor allem Bayern hatte große Hoffnungen auf den Zukunftsmarkt Flugtaxis gesetzt.
Gerhard Hegmann schreibt für WELT über Rüstung, Luft- und Raumfahrt und Militär.
2025-02-04T13:55:18Z