CORONA-VARIANTE „ARCTURUS“ IN DEUTSCHLAND – EXPERTE RECHNET MIT HöHEPUNKT IM FRüHJAHR

Corona-Variante „Arcturus“ in Deutschland – Experte rechnet mit Höhepunkt im Frühjahr

Eine neue Corona-Sublinie sorgt trotz aktuell niedriger Sieben-Tage-Inzidenz für Spekulationen. Könnte bald die nächste Virus-Welle auf uns zurollen?

Berlin – Nun ist sie offiziell auch in Deutschland angekommen: Die unter dem Namen „Arcturus“ bekannte Corona-Sublinie XBB.1.16 ist hierzulande bislang nur selten dokumentiert. Doch in der Zeit vom 30. Januar bis zum 12. März 2023 sind jetzt gleich sechs Nachweise übermittelt worden, wie das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem wöchentlichen Bericht zum Coronavirus mitteilt.

Zu bedenken ist dabei, dass in Deutschland nur vergleichsweise wenige Proben auf die unterschiedlichen Corona-Varianten untersucht werden. Für Aufsehen sorgten in den vergangenen Tagen vor allem Berichte aus Indien, wie das Institut weiter mitteilt: „In Indien zeigte sich zuletzt ein wachsender Anteil dieser Sublinie, parallel zu einem Anstieg der dortigen Covid-19-Inzidenzen“, schrieb das RKI – ein möglicher Hinweis auf ein erhöhtes Verbreitungsrisiko durch Arcturus.

Corona-Subtyp Arcturus in Deutschland angekommen

In den vergangenen Wochen sei Arcturus auch in weiteren Ländern nachgewiesen worden, so das RKI. Die Sublinie zeichne sich durch drei zusätzliche Corona-Mutationen im sogenannten Spikeprotein aus. Zu einem möglichen Einfluss auf die Krankheitsschwere oder eine schnelle Verbreitung des Virus äußerte sich das RKI jedoch zunächst nicht. Experten warnen vor Panik, denn noch gebe es kaum belastbare Daten.

Bei Arcturus handelt es sich um eine Corona-Sublinie der in Deutschland mittlerweile dominanten Omikron-Rekombinanten XBB.1. Für Deutschland erwartet das RKI in den kommenden Wochen weiterhin steigende Anteile von XBB.1-Sublinien. Für die momentan hierzulande vorherrschende Sublinie XBB.1.5 gebe es aktuell keine Hinweise auf eine erhöhte Krankheitsschwere oder Ansteckungsrate.

Foto © Christian Ohde/Imago

Corona-Sublinie Arcturus in Bayern und Baden-Württemberg nachgewiesen

Laut Virologe Hendrik Streeck wird die neue Arcturus-Sublinie, die sowohl in Baden-Württemberg als auch in Bayern registriert wurde, „kein Game-Changer sein“. Es werde zu keiner neuen Pandemie kommen. Es sei aber möglich, dass es zu einer weiteren Corona-Welle komme. Diese seien in den nächsten Jahren einfach zu erwarten, so der Experte in dem RTL-Magazin Punkt12.

Ulf Dittmer, Virologe an der Uniklinik Essen, sagte zu der Corona-Sublinie Arcturus gegenüber Focus online: „Leider können immer wieder Varianten entstehen, die noch besser dem Immunsystem entgehen. Ob diese auch noch infektiöser sind, ist schwer vorstellbar, denn hier hatte sich das Virus schon über die vorherigen Varianten stark optimiert.“

Corona-Dunkelziffer: Arcturus könnte weit verbreitet sein

Pharmakologe Thorsten Lehr erklärte jedoch: Obwohl die aktuellen Zahlen niedriger denn je sind, liege die tatsächliche Inzidenz seiner Einschätzung nach im vierstelligen Bereich. Doch wie kann das sein? Die offiziellen Angaben zu Corona-Inzidenzen geben laut dem Experten das Infektionsgeschehen gar nicht mehr wieder. „Das Meldewesen von Corona ist vorbei. Aber Corona selbst ist nicht vorbei“, sagte der Saarbrücker Pharmazieprofessor gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Lehr geht davon aus, dass die tatsächliche Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland derzeit zwischen 1000 und 2000 liegt. Das RKI gab die Zahl der gemeldeten Covid-19-Fälle innerhalb von sieben Tagen zuletzt mit rund 40 pro 100.000 Einwohner an. „Wir haben noch viele Infektionen. Sie sind harmloser, aber sie sind existent“, so der Pharmazieprofessor. Seiner Prognose zufolge wird die aktuelle Corona-Welle im April ihren Höhepunkt erreichen und dann abebben. „Nicht wegen irgendwelcher Saisonalitäten, daran glaube ich nicht mehr. Sondern, weil wieder eine Durchseuchungsrunde vorüber ist.“

Corona ist in Deutschland mittlerweile wohl jedem einmal begegnet

Derzeit plagen sich in Deutschland viele Menschen mit Atemwegserkrankungen herum. Allerdings ist laut RKI bei nur sieben Prozent der Menschen, die deshalb zum Arzt gehen, Corona der Auslöser. Eine wesentlich größere Rolle spielen Influenza- und Rhinoviren. Was die Zukunft bringe, sei ungewiss, sagte Lehr. „Das wird immer davon abhängig sein, ob es eine neue Variante gibt und wie lange der Impfschutz anhält.“ 

Doch mit rund 40 Millionen gemeldeten Infektionen seit Pandemiebeginn vor gut drei Jahren plus Dunkelziffer gebe es bundesweit eine „relativ große“ Corona-Immunität. „Mehr oder weniger die komplette Bevölkerung dürfte einmal Kontakt mit dem Virus gehabt haben“, sagte der Professor für Klinische Pharmazie. (na/dpa)

2023-03-27T17:47:02Z dg43tfdfdgfd